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| Backspace Pedal |
 
 

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Backspace Pedal - Cursor, komm zurück!

 
Ein weiser Mann hat einmal gesagt: "Hätte Gott gewollt, daß Menschen Computer bedienen, so hätte er uns mindestens mit einer seriellen Schnittstelle ausgestattet." Leider ist dem nicht so, und deshalb war die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine immer schon ein Flaschenhals in der Computerei. Viele Computer verbringen einen großen Prozentsatz ihres Lebens damit, auf den Anwender zu warten. Ist dieser nicht gerade dabei, mit der Maus Kilometer zu fressen, so hackt er planlos auf der Tastatur herum. Eine simple Hardware-Erweiterung verspricht, die Produktivität an dieser Stelle mindestens zu verdoppeln.

 

Das Kreuz mit der Tastatur

 
Von der Maus wollen wir ja gar nicht reden. Die Grundidee wäre seinerzeit gewesen, daß der Anwender den Mauszeiger als eine Verlängerung der eigenen Hand sieht. Kaum einer wird abstreiten, daß es sich hier bestenfalls um die Verlängerung der Hand eines Drogensüchtigen auf Entziehungskur handelt, dem man vier Finger abgehackt hat und der nebenbei Epileptiker ist.

Jeder Mensch, der letztendlich halbwegs etwas weiterbringen will, greift deshalb so oft es geht auf die Tastatur zurück (von der Einlernphase in eine neue Applikation und Anwendungen wie Zeichprogrammen einmal abgesehen). Vor allem Leute aus dem Bereich der Software-Entwicklung vertreten diese Position.

Wie die Erfahrung aber zeigt, sind die Fehlerraten horrend. Untersuchungen haben ergeben, daß bei text-lastigen Anwedungen wie Programmieren und Textverarbeiten etwa 1/8 der ausgeführten Operationen "Löschen" sind (Whiteside et.al. 1982). Logischerweise ist eine der wichtigsten Tasten daher die Rücktaste, besser bekannt als Backspace - neben Dingen wie den Cursortasten, Enter und der Leertaste.

 

Zehn kleiner Fingerlein...

 
Der Mensch hat zehn Finger. Theoretisch könnte er alle davon für die Eingabe per Tastatur benutzen, und Sekretärinnen tun sogar. Das einzige, was das sogenannte Zehnfingersystem auf lange Sicht bringt, ist eine Sehnenscheidenentzündung. Sekretärinnen haben die andauernd, Programmierer so gut wie nie. Warum? Klar, weil kein Programmierer das Zehnfingersystem beherrscht. Wozu auch, wenn bei (leider populären) Unsprachen wie C, Perl und Java Buchstaben ohnehin die Ausnahme sind und man die meiste Zeit in den Bereichen der Tastatur herumkreist, von denen die meisten Sekretärinnen gar nicht wissen, daß es sie gibt. Geschweige den, daß ihre Finger lange genug wären, um dort hinzukommen.

Das Meiden von reflexartig eingetrichterten Mustern wie dem Zehnfingersystem führt aber zu der horrenden oben erwähnten Fehlerrate und dem zwangsläufig oftmaligen Druck auf Backspace, um die letzte Eingabe zu löschen.

Betrachten wir nun einmal die Positionen der beliebtesten Tasten:

[Tastatur]
Positionen der am häufigsten gedrückten Tasten
 
Gegen die Lage der Leertaste ist nichts einzuwenden. Man kann sogar sagen, daß wir unsere beiden Daumen kaum für etwas anderes verwenden. Enter geht auch in Ordnung, denn obwohl die Taste etwas kleiner ist, so reduziert die äußere Lage die Wahrscheinlichkeit des unabsichtlichen Betätigens. Ein Segen in Zeiten, wo "Undo" immer noch eher die Ausnahme ist.

Als erschütternd kann man die Plazierung von Backspace bezeichnen. Denn obwohl die mit Abstand wichtigste Taste, ist sie winzig und liegt an der entlegensten Ecke. Will man sie betätigen, so ist man praktisch gezwungen, die Hand vom "konstruktiven" Teil der Tastatur wegzubewegen. Denn kein normaler Finger ist lange genug, um dort aus eigener Kraft hinzugelangen.

 

Outsourcing

 
Für untragbar hielt diesen Zustand DI D.Rücker, seines Zeichens Entwicklerchef der unlängst von ihm gegründeten Firma Druck-Zruck. Statt in altösterreichischer Manier nur zu jammern hat er einen Lösungvorschlag ausgetüftelt und gleich in die Tat umgesetzt: das Backspace-Pedal.

Die Idee ist einfach: Backspace ist nicht mehr eine entlegene verkrüppelte Taste, die man nur unter erheblichen Aufwand und mittels Unterbrechung des Tippflußes betätigen kann. Nein, Backspace ist jetzt ein Pedal, daß sich unter dem Schreibtisch befindet, wo man es mit dem Fuß bedienen kann.

[Backspace Pedal]
Das Backspace-Pedal
 
Ich hatte das Pedal in den letzten Wochen im Einsatz und kann sagen daß die Produktivität deutlich steigt. Am besten dann, wen man im Hintergrund Musik jenseits der 100 BPM laufen hat. Dann geht es sich gerade schön aus, auf dem Pedal mitzuwippen.

Dazu D.Rücker: "Es ist ja eine weithin bekannte Tatsache, daß die Tastatur in der Form, wie sie heute im Einsatz ist, nach wie vor einem Design aus der Anfangszeit der Schreibmaschine entspricht. Damals ging es nicht nur darum, schnell zu tippen, sondern vielmehr, das Verklemmen der mechanischen Hämmer zu verhindern. Das klassische QWERTZ/QWERTY-Layout machte genau daß, weil der Tippfluß hier künstlich erschwert wird."

Der Erfinder weiter: "Daher sind diese hohen Raten für Tippfehler bzw. Sehenscheidenentzündungen gar keine Wunder. Das Problem mit den Verklemmen haben wir im Zeitalter der Elektronik natürlich schon lange nicht mehr. Verbesserte Layouts wie das von Dvorak wurden aber immer boykottiert - vor allem von alten Sekretärinnen. Unser Backspace-Pedal heilt also nicht die Krankheit ansich. Es ist leider nur eine Art Schmerzmittel. Aber bis auf weiteres wohl das Beste, das wir kriegen."

 

Technische Daten

 
Das Pedal ist stabil gebaut und sollte locker einige Jährchen seine Dienste tun. Das Handbuch empfiehlt von Zeit zu Zeit einen Tropfen Öl in eine Öffnung neben der Feder einzutröpfeln.

Die Installation ist einfach: zwischen Tastaturstecker und Computerbuchse wird ein "Zwischenstecker" eingefügt. Der Rechner sieht kein Unterschied in einem Backspace vom Pedal oder der Tastatur. Deshalb ist auch keine eigene Treibersoftware oder Ähnliches nötig. Und die alte Taste tut nach wie vor ihren Dienst. Das ist praktisch, weil die Umgewöhnung aus eigener Erfahrung etwa eine Woche dauert.

Der Preis von ATS 300 geht in Ordnung, zieht man die stabile Verarbeitung unter Betracht. Beziehen kann man das gute Stück entweder bei PointDesign oder von Druck-Zruck, 0104 Wien-Apriling.

 

Fazit

 
Das Backspace Pedal ist für praktsch jeden Anwender rundum zu empfehlen. Verarbeitung und Preis sind erstklassig, und die Produktivitätssteigerung enorm. Es ist immer wieder erstaunlich, mit welchen scheinbar kleinen Details Menschen mit Visionen den Alltag so viel angenehmer machen können.

Thomas Aglassinger ...........


- http://www.druckzruck.co.at/ - Druck-Zruck, der Hersteller aus eigenem Lande
- Designing the User Interface - Buchtip für jene, die mehr über Dvorak-Keyboards, fußbedienbare Mäuse etc wissen wollen.
- Literatur zum Thema welche Tasten häufig gedrückt werden: How Do People Really Use Text Editors? John Whiteside, Norman Archer, Dennis Wixon und Michael Good. Proceedings of the Conference on Office Automation Systems 1982. S.29-40.
 
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